Der gute Hirte

 

"In jener Zeit sprach Jesus: Ich bin der gute Hirt. Der gute Hirt gibt sein Leben hin für die Schafe. […] Ich kenne die Meinen und die Meinen kennen mich. Ich habe noch andere Schafe, die nicht aus diesem Stall sind; auch sie muss ich führen und sie werden auf meine Stimme hören; dann wird es nur eine Herde geben und einen Hirten."

(Johannesevangelium 10,11.14.16)

 

Schafe und ihre Hirten sind in der Bibel geläufige Bilder. Schafe sind der Reichtum einer Sippe, prominente Gestalten wie Mose und David weiden und behüten die Herden, bevor Gott sie zu größeren Aufgaben ruft. Auch Könige im Alten Orient gefallen sich in der Rolle des Hirten. Damit wird Fürsorge suggeriert, aber auch ein Machtanspruch erhoben. In Israel ist das nicht anders. Aber seine Könige versagen immer wieder in ihrem verantwortungsvollen Amt. Sie erweisen sich als schlechte Hirten.

 

Wenn Jesus dieses Bild gebraucht, kann er auf ein tiefes Verständnis seiner Zuhörenden rechnen. Es weckt in ihnen vielfältige Assoziationen. Da mischen sich Enttäuschungen, Resignation und unerfüllte Hoffnungen mit einer Sehnsucht nach jemandem, der seinen Hirtendienst zuverlässig und in Sorge um die Herde erfüllt, ihr Weideplätze und Wasser verschafft. Denn die Herde ist ständig gefährdet, sei es durch Hunger, sei es durch äußere Bedrohung. Der Hirte muss sich schützend, notfalls kampfbereit, vor sie stellen. Wer kann und will das leisten?

 

Die Menschen in Israel wissen: eigentlich nur Gott. Im berühmten 23. Psalm geben sie dieser Gewissheit Ausdruck. Im Bild des Guten Hirten zeigt ihnen Jesus, dass er, der Sohn, von Gott gesandt ist, um diese Aufgabe bis zur letzten Konsequenz zu erfüllen. Nicht allein für die kleine Gruppe, die ihn hört und ihm folgt, sondern für alle Menschen. 

 

Die Herde ist keine uniforme Masse stummer und gehorsamer Tiere. So ist Einheit nicht gemeint. Sie ist eine Sammlung höchst individueller Wesen, mit eigenen Bedürfnissen und ganz unterschiedlichen Vorstellungen vom Weg, den sie gehen will. Jesus nimmt das sehr ernst und ist bereit, auch Irrwege zu tolerieren. Dann macht er sich auf die Suche. Einheit will sagen: Gott will nicht, dass auch nur ein Mensch verloren geht. Einem solchen Hirten dürfen sich die Menschen anvertrauen.

 

Impulse

  • Haben auch Sie die Geborgenheit in Gott erfahren können, in Verzweiflung, in Trauer, in Perspektivlosigkeit?
  • Lesen Sie den 23. Psalm und lassen Sie die besondere Atmosphäre des Liedes auf sich wirken.
  • Viele fragen sich, wann die von Jesus versprochene ‚eine Herde‘ endlich Wirklichkeit wird. Im globalen Maßstab scheinen wir davon unendlich weit entfernt zu sein. Aber in den Räumen, die wir gestalten können, ist sie immer wieder erfahrbar. Dann lässt sich erspüren, dass Einheit und Frieden keine Fiktion sind.
 

Diese Spur wurde gelegt von Dr. Christoph Klock

 

 

Aus "Spurensuche" vom 22.  April 2024

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